Blick in die Geschichte

1938 – Im Zeichen des Krieges

Im Zeichen des Krieges_Aufnahmen Silvrettadorf, 1939
Im Zeichen des Krieges_Aufnahmen Silvrettadorf, 1939

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an Nazi-Deutschland im Jahr 1938 wurden österreichische Energieunternehmen in den Alpenelektrowerken zusammengefasst. Die Vorarlberger Illwerke blieben aufgrund ihrer Eigentümerstruktur und geografischen Lage außerhalb. Tirol wurde Bayern zugeordnet, Vorarlberg Baden. Da Deutschland Energie benötigte, gab es Diskussionen über die Energieversorgung im Westen Österreichs, der Ausbau der Kraftwerke wurde beschleunigt. So begannen der Bau des Obervermuntwerks und der Silvrettastaumauer im Jahr 1938. Die Illwerke erhielten Aufträge von über 60 Millionen Reichsmark von der RWE. Auf den Baustellen wurden zahlreiche Zwangsarbeiter, darunter Kriegsgefangene und zivile Arbeiter, eingesetzt. Mehr Informationen zum Thema Zwangsarbeit auf der Baustellen der Vorarlberger Illwerke  gibt es hier.

1943 – Das Rodundwerk

Rodundwerk_Rodundwerk, Freispiegelstollen - Firststollen Gampadels West
Rodundwerk_Rodundwerk, Freispiegelstollen - Firststollen Gampadels West

Im Jahr 1938 wurden die Bauarbeiten an den Anlagen für Rodund I und Obervermunt sowie für den Silvrettasee begonnen. Bei Inbetriebnahme zählten die vier horizontalachsigen Francis-Spiralturbinen zu den leistungsstärksten der Welt. Mit einer Rohrfallhöhe von 353 m wurden sie als sogenannte „Grenzleistungsmaschinen“ bezeichnet. Die ersten beiden Maschinensätze gingen 1943 in Betrieb, der dritte 1944. Der vierte Maschinensatz, der zudem über eine Speicherpumpe verfügt, wurde im Jahr 1952 an das Stromnetz angeschlossen.

1943 – Obervermuntwerk und Silvrettastausee

Im Zeichen des Krieges_Kriegsgefangene auf der Bielerhöhe, um 1939_40
Im Zeichen des Krieges Kriegsgefangene auf der Bielerhöhe, um 1939/19440

Das Obervermuntwerk befindet sich auf 1.745 Meter am südlichen Ende des Vermuntsees und nutzt das Gefälle von der Bielerhöhe bis zum Vermuntstausee. Letzterer nimmt das abgearbeitete Wasser auf. Das Obervermuntwerk verfügt über zwei vertikalachsige Maschinengruppen, die je aus einer Francis-Spiralturbine mit Druckregler und einem Generator bestehen. 1940 wurde das Krafthaus Obervermunt in Auftrag gegeben. Im Jänner 1943 wurde der erste Maschinensatz in Betrieb genommen, die zweite Maschinengruppe folgte im Juni 1943. Das Krafthaus liegt am südlichen Ende des Vermuntspeichers und ist mit zwei vertikalachsigen Maschinengruppen mit einer Engpassleitung von 31 MW und einer Jahreserzeugung von zirka 45 GWh ausgestattet.

Parallel zum Bau des Obervermuntwerks wurde auch die Errichtung des Silvrettastausees in Angriff genommen. Durch den Bau einer Sperre, bestehend aus einer Gewichtsmauer aus Beton, und der Aufsattelung des natürlichen Moränendammes in Richtung Galtür wurde ein Speicher mit einem Nutzinhalt von 38,6 Millionen Kubikmeter Wasser geschaffen, was einem Energiegehalt von 126,2 Millionen kWh entspricht. Der erste Teilstau des Sees erfolgte 1943, der erste Vollstau acht Jahre später im Sommer 1951. Auf 2.030 Meter gelegen, ist der Silvrettastausee der höchstgelegene Speicher des Unternehmens.

Übrigens: Für die Errichtung von Obervermuntwerk und Silvrettastausee wurde 1938 das erste Teilstück der Silvretta-Hochalpenstraße gebaut – als Baustraße zwischen Vermuntsee und Bielerhöhe. In Etappen wurde so nach und nach ein für Traktoren befahrbarer Bauhilfsweg aus den 1920er Jahren ersetzt. Entstanden ist eine der schönsten Gebirgsstraßen der Alpen, die 1954 für den öffentlichen Verkehr freigegeben wurde.