Blick in die Geschichte

1924 – Die Gründung der Vorarlberger Illwerke

Gründung illwerke 2024
Gründung Dokumentation zur Gründung der Vorarlberger Illwerke

Es waren vor allem die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges, die die Diskussionen um die Elektrizitätsfrage im Vorarlberger Landtag aufleben ließen. In Folge wurde im Jahr 1917 Dekan Barnabas Fink aus Hittisau zum „Referenten für den Ausbau der Wasserkräfte“ ernannt, der verschiedene Sachverständige konsultierte. Die Empfehlung des Münchner Zivilingenieurs Johann Hallinger: die Errichtung eines großen Kraftwerks mit Speichereinrichtung.

Nach dem Ersten Weltkrieg musste das Projekt unter veränderten Bedingungen schnell vorangetrieben werden. Im Jahr 1922 wurde darum eine Gesellschaft gegründet, um Großkraftwerke zu errichten und die Wasserkräfte der Ill und ihrer Nebenflüsse sowie des Lünersees zu nutzen. Am 5. November 1924 erfolgte mit der Unterzeichnung des Gesellschaftsvertrages schließlich die Gründung der Vorarlberger Illwerke GmbH. „Dem Land die Führung, dem Land den Nutzen“ – so lautete der Grundsatz der Gründerväter.

1925 – Das Gampadelswerk

2_Gampadelswerk_Arbeiter auf der Baustelle des Gampadelswerks, 1925
Gampadelswerk Arbeiter auf der Baustelle des Gampadelswerks

Die Errichtung und Inbetriebnahme des Gampadelswerks im Jahr 1925 stellte einen entscheidenden Schritt zur Umstellung der landesweiten Energieversorgung in Vorarlberg dar. Angesichts des Verlusts des Spullersees an die Staatsbahn wurden der Illursprung, der Lünersee und Gampadels als potenzielle Energiequellen in Betracht gezogen. Gampadels, das das Wasserkraftpotential des Gampadelsbachs bis zur Mündung in die Ill nutzt, erwies sich dabei als besonders vorteilhaft. Errichtet wurden drei Aggregate, von denen zwei über jeweils eine Pelton-Turbine mit 5.000 PS Leistung und einen Generator mit 4.250 kVA verfügten. Das Kraftwerk Gampadels entspannte den Vorarlberger Energieversorgungsengpass im Winter, sodass die Dampfanlage im Kraftwerk Feldkirch nicht mehr in Betrieb genommen werden musste.

1969 begannen Fundamentarbeiten für einen dritten Maschinensatz beim Gampadelswerk, mit der Erweiterung konnte die Leistung von 7.400 auf 10.900 kW gesteigert werden. Im April 1988 startete der Bau des Kraftwerks „Oberstufe Gampadels“, das nach einem Jahr Probebetrieb mit dem bestehenden Gampadelswerk zu einer Werksgruppe vereinigt wurde.

1929/30 – Leitungsentwicklung Vorarlberg – Ruhrgebiet (D)

4_Leitungsentwicklung_Leitungsbauarbeiten im Bereich Pfänder bei Lochau, Abtransport von Seiltrommel bei Mast 268
Leitungsentwicklung Leitungsbauarbeiten im Bereich Pfänder bei Lochau, Abtransport von Seiltrommel bei Mast 268

Stromleitungen transportieren die elektrische Energie von den Kraftwerken zu den Verbrauchern. Vom Vermuntwerk wurde der Strom mit einer Spannung von 110 kV nach Bürs geleitet. Dort hatte die RWE ein Umspannwerk zur Erhöhung der Spannung auf 220 kV errichtet. Über eine entsprechende Hochspannungsfernleitung, die Nord-Süd-Leitung, wurde der Strom schließlich bis Brauweiler bei Köln transportiert. Diese erste Großraum-Energieübertragung Europas, die „Keimzelle des heutigen Stromverbundnetzes in Deutschland“ wurde bis 1929/30 realisiert, als eine nahezu 800 km lange Leitung von Vorarlberg bis ins Ruhrgebiet errichtet wurde. Für den Verbundbetrieb zwischen den Wasserkraftwerken der Alpen und den Wärmekraftwerken in Deutschland fand die höhere Übertragungsspannung von 220 kV Anwendung.

Ab April 1929 wurde die Leitung von Hoheneck, nördlich von Ludwigsburg bei Stuttgart bis Bürs in Vorarlberg unter Spannung gesetzt und am 17. April 1929 erfolgte zum ersten Mal die Parallelarbeit zwischen den Wasserkraftanlagen in Vorarlberg mit den Kraftwerken des rheinisch-westfälischen Industriebezirks. Der Aufbau dieses überregionalen Verbundnetzes kann als österreichische „Pioniertat“ gewertet werden.

1930 – Das Vermuntwerk

Vermuntwerk_Winterliche Baustelle Vermuntstaumauer, 1930
Vermuntwerk Winterliche Baustelle Vermuntstaumauer

Mit 80 MW war das Vermuntwerk das seinerzeit größte Wasserkraftwerk Österreichs und eines der größten Europas. Sein Bau stellte eine für die damaligen Verhältnisse herausragende Leistung dar, für die zeitweise bis zu 1.300 Arbeiter auf allen Baustellen im Einsatz waren. 

Im Frühjahr 1928 wurde mit dem Bau der Vermuntstaumauer begonnen, die als Schwergewichtsmauer in Stampfbeton ausgeführt wurde. Bei ihrer Errichtung war sie mit einer Kronenlänge von 350 Metern die größte Talsperre Österreichs. Für die zahlreichen Transporte wurde in den Jahren 1926 bis 1928 eine 18 km lange Schmalspurbahn von Tschagguns nach Partenen errichtet, mit der auch ein beschränkt-öffentlicher Verkehr möglich wurde. Insgesamt verkehrten auf der Illwerke-Bahn zwischen 1. Juni 1928 und 29. Dezember 1953 29.172 Züge, die 482.000 Tonnen Güter und 453.000 Personen transportierten – 1961/63 wurden die Gleise abgetragen. Weiters wurden eine Straße und eine Seilbahn von Partenen nach Vermunt gebaut. Als Transportmittel für die Rohrleitungen diente ein von Partenen nach Trominier verlaufender Schrägaufzug.

Am 28. April 1930 wurde das Vermuntwerk provisorisch in Betrieb genommen. Nachdem die Staumauer im Herbst desselben Jahres fertiggestellt wurde, konnte der Staubetrieb aufgenommen werden. Die Anbindung an die Verbundwirtschaft erfolgte über eine 220-kV-Freileitung, welche die Energie in die deutschen Industriegebiete lieferte. Der Einsatz des Kraftwerkes wurde von den deutschen Vertragspartnern bestimmt, die telefonisch die optimalen Einsatzzeitpunkte und -zeiträume anordneten. Mit dem Vermuntwerk übernahmen die Vorarlberger Illwerke 1930 die Aufgabe der Frequenzerhaltung.

Hier geht es zum digitalen Rundgang durch das Vermuntwerk.